Mike and the Mechanics (1988)
Every generation Blames the one before And all of their frustrations Come beating on your door
I know that I'm a prisoner To all my Father held so dear I know that I'm a hostage To all his hopes and fears I just wish I could have told him in the living years
Oh, crumpled bits of paper Filled with imperfect thought Stilted conversations I'm afraid that's all we've got
You say you just don't see it He says it's perfect sense You just can't get agreement In this present tense We all talk a different language Talking in defence
Say it loud (say it loud), say it clear (oh say it clear) You can listen as well as you hear It's too late (it's too late) when we die (oh when we die) To admit we don't see eye to eye
So we open up a quarrel Between the present and the past We only sacrifice the future It's the bitterness that lasts
So don't yield to the fortunes You sometimes see as fate It may have a new perspective On a different day And if you don't give up, and don't give in You may just be okay
So say it loud, say it clear (oh say it clear) You can listen as well as you hear Because it's too late, it's too late (it's too late) When we die (oh, when we die) To admit we don't see eye to eye
I wasn't there that morning When my Father passed away I didn't get to tell him All the things I had to say
I think I caught his spirit Later that same year I'm sure I heard his echo In my baby's new born tears I just wish I could have told him in the living years
Say it loud, say it clear (oh say it clear) You can listen as well as you hear It's too late (it's too late) when we die (it's too late when we die) To admit we don't see eye to eye
So say it, say it, say it loud (say it loud) Say it clear (come on say it clear) Say it loud (Don't give up, don't give in and don't look away 'til it's too late) Say it clear Say it loud (say it loud, say it loud)
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Das Lied stammt von 1988 – also einer Zeit, in welcher die Psychologie der Kommunikation am Florieren war. (Vgl. dazu Friedemann Schulz von Thun: Miteinander Reden, Bd. 2, Reinbek 1989). Der Song hatte 1989 großen Erfolg in den USA, GB, Australien. Es kann durchaus sein, dass die heutigen ‚Generationen‘ mit sowas nix anfangen können oder wollen.
Worum geht es in der Lyrik des Songs? Es geht um die Vater-Sohn-Beziehung, die leider (bei beiden Songschreibern) offenbar nur sehr kümmerlich war. Einer der beiden Songschreiber (Rutherford) sagte später, dass er sich als junger Mann stark von seinem Vater entfremdet fühlte – ein typischer Generationskonflikt. Sein Vater war ein hochrangiger Marineoffizier, während Rutherford als Musiker mit langen Haaren und rebellischem Geist einen ganz anderen Weg ging.
In dem Song wird diese Entfremdung generalisiert: „Every generation blames the one before“: Jede Generation beschuldigt die vorige Generation, tadelt, rügt, nimmt übel, was diese alles zu verantworten hat. – Inwieweit das mit ‚jeder Generation‘ historisch wirklich stimmt, kann ich nicht beurteilen. Klar, die Wertvorstellungen wandeln sich. Die Generalisierung in dem Lied geht aber noch weiter: die Frustrationen dieser früheren Generationen klopfen an deine Tür, sind in irgendeiner Form (unbewusst) auch bei dir noch am Wirken - etwa indem man diese zu vermeiden sucht. Man muss sich mit Erwartungen und familiären Konflikten auseinandersetzen und hat dazu so oder so Position zu beziehen.
Vermutlich hat aber auch der Vater gegenüber dem Sohn etliche unausgegorene Probleme – und nicht nur umgekehrt. Damit komme ich zur zentralen Botschaft des Songs. Die Zeile „You can listen as well as you hear“ betont, wie wichtig aktives Zuhören ist – gerade bei Menschen, die einem nahe stehen.
Im Englischen unterscheidet man zwischen ‚hearing‘ (das passive Wahrnehmen von Geräuschen) und ‚listening‘ (das aktive, bewusste Zuhören). Dazu ist folgendes von Relevanz: Richtiges Zuhören verlangt Aufmerksamkeit, Interesse und die Bereitschaft, sich in die Gefühle und Gedanken des Gegenübers hineinzuversetzen, also Empathie. Hören ist nicht gleich Verstehen: Nur weil man akustisch etwas wahrnimmt, heißt das nicht, dass man sich wirklich mit dem Gesagten auseinandersetzt. Hinzu kommt auch noch das Problem des confirmation bias, die Tendenz, neue Informationen so zu interpretieren, dass sie mit den eigenen bestehenden Theorien, Weltanschauungen und Überzeugungen kompatibel sind. Dazu widersprechende Informationen filtert man gerne aus: nach einer halben Stunde ist die Falsifikation einer Lieblingsvorstellung vergessen und lediglich die verfälschende Umdeutung bleibt davon im Gedächtnis haften.
Das Lied hat also die Botschaft: Beziehungen bewusst zu leben und wirklich zuzuhören, solange es noch möglich ist: in the living years nämlich. Und die unausgesprochenen Worte zwischen Vater und Sohn zur Artikulation zu bringen.
Interessant ist auch die Darstellung des Streits zwischen Vater und Sohn:
You say you just don't see it [Du sagst, das sehe ich soo nicht! Das sehe ich ganz anders]
He says it's perfect sense [Er, der Vater, sagt: Es ist vollkommen plausibel und macht Sinn]
You just can't get agreement [Du findest einfach keine Übereinstimmung, keine Zustimmmung, kein Einvernehmen]
In this present tense [in dieser Gegenwart des Heute]
We all talk a different language [wir sprechen alle eine unterschiedliche Sprache, sind auf einer anderen Wellenlänge]
Talking in defence [reden in einer Verteidigungshaltung, in Abwehrhaltung]
So we open up a quarrel [also, damit eröffnen wir einen Streit]
Between the present and the past [zwischen dem Gegenwärtigen und dem Vergangenen]
We only sacrifice the future [wir opfern (dadurch) einzig die (positive) Zukunft (von uns beiden)]
It's the bitterness that lasts [lediglich die Verbitterung (zwischen uns) wird dauern]
Daraus folgt dann die Aufforderung: Mensch, reißt euch zusammen, solange Ihrs noch könnt!
Say it loud, say it clear (oh say it clear)
You can listen as well as you hear
It's too late (it's too late) when we die (it's too late when we die)
To admit [eingestehen] we don't see eye to eye
Was so viel heißt wie – dass wir noch vor unserm Tod eingestehen, dass wir nicht einer Meinung sind, dass wir die Dinge unterschiedlich sehen, dass wir einen Mangel an gegenseitigem Verständnis haben. Das Eingeständnis dieser Differenzen ist ein Schritt in Richtung Reife und vielleicht auch Versöhnung,
Emotional gesehen ist die Zeile ein Ausdruck von Bedauern, aber auch Ehrlichkeit – denn echte Verbindung kann nur entstehen, wenn man die Unterschiede anerkennt, statt sie zu verdrängen.
Die Frage ist aber auch, ob auf beiden Seiten ‚geistige Ehrlichkeit‘ herrscht. Ohne diese ist natürlich ein echter Dialog und damit eine Versöhnung nicht möglich.
Geistige Ehrlichkeit beschreibt die Fähigkeit und Bereitschaft, den eigenen Gedanken, Überzeugungen und Urteilen ohne Selbstbetrug zu begegnen. Es geht darum, sich nicht selbst zu täuschen, auch wenn es unangenehm ist – und bereit zu sein, die Wahrheit zu suchen, auch wenn sie gegen die eigenen Interessen oder Überzeugungen steht.
Kernelemente geistiger Ehrlichkeit:
Selbstreflexion: Bin ich bereit, meine eigenen Annahmen zu hinterfragen?
Offenheit gegenüber Kritik: Höre ich zu, wenn andere fundierte Gegenargumente bringen?
Wahrheitssuche statt Rechthaberei: Geht es mir darum, Recht zu behalten – oder darum, die Wahrheit zu finden?
Intellektuelle Bescheidenheit: Akzeptiere ich, dass ich mich irren könnte?
Eigene Motive und blinde Flecken reflektieren
Manchmal handelt man aus Stolz, Angst oder Bedürftigkeit, ohne es zu merken. Geistige Ehrlichkeit heißt, sich selbst zu fragen:
„Warum reagiere ich gerade so?“,
„Ist das fair oder projiziere ich etwas?“
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